Pflanzenschutzdienst

Larven von Schnaken (Tipula) im Rasen

Webcode: 01040272

Die Larven von Schnaken (Tipulidae, einer Familie innerhalb der Ordnung der Zweiflügler) fressen an verschiedenen Kulturpflanzen, u. a. an Getreide- und Gemüsearten. Hauptsächlich sind Schäden aber auf landwirtschaftlichem Grünland sowie auf Rasenflächen zu beobachten.

Larve von Schnaken
Larve von SchnakenDr. Thomas Brand

Schädlingsporträt

Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 140 Schnakenarten, von denen wenige auf Rasenflächen schädlich in Erscheinung treten: Meist handelt es sich um die Wiesen- oder Sumpfschnake (Tipula paludosa), aber auch die Kohlschnake (Tipula oleracea) und die Herbstschnake (Tipula czizeki) kommen vor.

Die erwachsenen Tiere sind oft bräunlich oder gräulich gefärbt und fallen sowohl mit ihrem trägen Flugverhalten als auch durch ihren schlanken, bis 2,5 cm langen Körper, die schmalen, stark geäderten Flügel und die langen, dünnen Beine auf. Sie ernähren sich lediglich von Nektar und Wasser. Obwohl sie zu den Mücken gezählt werden, stechen Schnaken nicht und sind für den Menschen völlig ungefährlich.

Die Flugzeit der Schnakenarten ist artspezifisch: Die Kohlschnake bildet zwei Generationen pro Jahr aus, mit Flugzeiten von April bis Juni und erneut von August bis Oktober. Dagegen ist die Wiesenschnake ausschließlich im Spätsommer (August/September) unterwegs und die Herbstschnake zu späterer Zeit (Oktober/November).

Die Weibchen werden bald nach ihrem Schlupf begattet und legen kurze Zeit später ihre Eier in den Rasen ab. In Eipaketen werden mittels Legeröhre an verschiedenen Stellen bis zu über 200 Eier wenige Millimeter unter der Erdoberfläche platziert. Die Eier und frisch geschlüpften Larven sind besonders trockenheitsempfindlich. Daher werden zur Eiablage vor allem geschützte Lagen oder Flächen mit hohem Grasbewuchs aufgesucht.

Es gibt vier Larvenstadien (L1 bis L4), die je nach Schnakenart zu unterschiedlichen Zeiten auftreten. Die Wiesenschnake überwintert als L2 oder L3, die Kohlschnake als L3 oder L4, während die Herbstschnake im Eistadium überdauert.

Die bis zu 4 cm lang werdenden Larven der Wiesenschnaken sind graubraun gefärbt, etwas dicklich (walzenförmig) und ohne deutliche Kopfkapsel (Abb. 2). Anhand der Ausstülpungen und Fortsätze am Hinterende der Larven, umgangssprachlich „Teufelsfratze“ genannt (Abb. 3), lassen sich die Arten unterscheiden. Tagsüber befinden sich die Larven versteckt im Boden, nachts bei Temperaturen über etwa 5 °C schieben sie sich an die Oberfläche und befressen das Gras vom Wurzelhals her. Die Fraßtätigkeit der jüngsten Larven wird kaum bemerkt, während größere Larven deutliche Schäden – kahle, braune Rasenflächen – hinterlassen, wobei einzelne Tipula-Larven im Rasen keinen sichtbaren Schaden anrichten.

Genau wie Engerlinge (Merkblatt) sind auch Tipula-Larven eine beliebte Nahrung für einige Vögel und Säugetiere, die Schäden durch das Aufhacken und Zerwühlen des Rasens verursachen.

 

Gegenmaßnahmen

Nächtliches Absammeln der fressenden Larven kann auf kleinen Flächen sinnvoll sein.

Mit insektenpathogenen Nematoden (Steinernema carpocapsae) kann biologisch gegen die Tipula-Larven vorgegangen werden. Der Einsatz der Nematoden erfolgt gegen die empfindlichen Junglarven zumeist im frühen Herbstzeitraum (Mitte September bis Anfang Oktober). Die Bodentemperatur sollte dabei über 12 °C liegen, Dann können die Nematoden gut wirken und die Tipula-Larven sind nahe der Bodenoberflächen in etwa 1-2 cm Tiefe gut durch die ausgebrachten und anschließend eingeregneten Nematoden erreichbar. Nach dem Einsatz sollte der Boden noch zwei Wochen lang feucht (nicht nass!) gehalten werden, um den Erfolg zu begünstigen. Allerdings ist beim Auftreten der Junglarven meistens noch kein direkter Schaden an der Rasenfläche sichtbar, sodass der Einsatz entweder vorbeugend stattfindet oder als Folge von im vorhergehenden Frühjahr bereits aufgetretener Schädigung.

Insektizideinsatz ist im Rasen nicht zulässig.